Marsch des Lebens – Gegen Antisemitismus und in Freundschaft an der Seite Israels

Rückblick, Blog

Marsch des Lebens anlässlich des jüdisch-israelischen Holocaust-Gedenktages und des Massakers vom 07. Oktobers 2023.

Wie schon in den letzten drei Jahren, fand auch in diesem Jahr ein Gedenken an den Holocaust und nun auch an den Überfall am 07. Oktober letzten Jahres in Israel in Griesheim statt. Der Anlass war der jüdisch-israelische Holocaustgedenktag. Rund 70 Personen fanden sich am Mittwochabend, den 08. Mai, um 18.00 Uhr am Platz der ehemaligen Synagoge in der Hintergasse 10 ein.

Nach einer Begrüßung von Frau Gunhild Menges aus der Ev. Melanchthongemeinde mit einem Grußwort von Jobst Bittner, dem Gründer der Marsch des Lebens Bewegung sowie einem Grußwort des Präsidenten des Staates Israel, Issak Herzog startete der Marsch des Lebens zu den umliegenden Stolpersteinen für die ehemaligen jüdischen Bewohner. In der Oberndorfer Str. 68, dem ehemaligen Grundstück des Anwesens der Familie Mendel wurde aus dem Buch von Heike Jakowski „Jüdische Lebensgeschichten aus Griesheim“ deren Beitrag zu ihrem Leben vorgetragen. Danach ging es über die Sterngasse zur Pfungstädter Str. 23. Dort lebte Familie Wolff, die eine Kohlehandlung unterhielt. In der Pfungstädter Str. 14 verkaufte Familie Mayer Parfümerien, Fettwaren, Schuhmacher-Artikel. An jeden Stolperstein wurde eine Rose gelegt. Auf dem Weg wurden Poster der entführten Geiseln getragen, die sich noch immer in der Gewalt der Hamas befinden.

Rosen auf Stolperstein

Zurück in der Hintergasse 10, begann die Gedenk-Veranstaltung. Zu Beginn wurden sechs Kerzen zur Erinnerung an die sechs Millionen ermordeten Juden angezündet. Im Gedenken an die Opfer des 07. Oktobers eine siebte Kerze. Nach einer Schweigeminute erinnerte Schwester Samarita von den Ev. Marienschwestern an die bedingungslose Kapitulation Deutschlands am 08. Mai 1945 und der Staatsgründung Israels drei Jahre später. Das erste Lied – damals angestimmt nach diesem historischen Ereignis – war die HaTikva. In Erinnerung an den denkwürdigen Augenblick wurde sie miteinander gesungen.

Danach sprach Frau Ingeborg Nahmany, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde in Darmstadt. Sie fragte, ob die Menschheit nichts gelernt habe seit dem Holocaust. Jüdisches Leben ist weltweit bedroht wie nie zuvor durch den extrem angestiegenen Antisemitismus. Ihr Dank gilt Jedem, der aktiv dagegen aufsteht.

Es folgte ein Grußwort von Pfarrer Uhde aus der Ev. Melanchthongemeinde, in dem er klar benannte, wie wichtig es ist, gegen Antisemitismus aufzustehen unabhängig welchen Ursprungs. Bürgermeister Krebs-Wetzel stellte klar, dass Israel ein Recht auf Selbstverteidigung habe und Jeder, der in Deutschland lebt, den ersten Artikel unseres Grundgesetzes respektieren muss: die Würde des Menschen ist unantastbar. Ben Luettges, CDU, stellte uns vor Augen, dass der Mord an der Deutsch-Israelin Shani Louk durch die Hamas ein Angriff auf uns Alle darstellt. Andreas Tengicki, (Bündnis 90/Die Grünen) lenkte den Blick auf die Strukturen, die es rechtzeitig zu erkennen gilt, um Antisemitismus zu bekämpfen.

Frau Menges wies auf den Kern der Märsche des Lebens hin, nämlich das Erinnern, was in der Shoa geschah, dem Versöhnen durch das Brechen des Schweigens über die eigene Familiengeschichte in der Kriegszeit und das öffentliche Zeichensetzen gegen Antisemitismus.

Frau Zieringer berichtete von ihrem Großvater, der als Tiefbauingenieur beim Aufbau von KZs in Nordafrika beitrug. In der Familiengeschichte wurde dies als Heldentat weitergegeben, weil man den Zweck seines Aufenthalts dort verschwieg.

Frau Becker beschrieb, wie sehr sie erschüttert wurde, als sie wahrnahm, dass ihr Großvater als überzeugter Christ sich freiwillig zum Dienst in der SS gemeldet hatte.

Frau Büsing war am 7. Oktober letzten Jahres in Jerusalem. Ein paar Monate später besuchte sie das Kibuzz Nir Oz. Sie schilderte wie in einem völlig zerstörten, abgebrannten Haus, sie ein Gefühl überkam, dass ihr bekannt vorkam. So fühlte es sich für sie bei einem Besuch in Ausschwitz an: Unfassbar unmenschlich, sichtbarer Menschenhass, sichtbare Entwürdigung jedes menschlichen Lebens, totale Zerstörungswut. Demütigung. Tod.

Nach einem gemeinsamen Statement für Israel und gegen Antisemitismus endete die Veranstaltung mit einem hebräischen Lied, welches zum Ausdruck bringt, dass das Volk Israel lebt.